Sorgen und menstruieren im Wechselmodell: Interview in der Süddeutschen Zeitung

Ich freue mich für jeden Menschen, der in dieser Gesellschaft seinen Alltag nach seinen (körperlichen) Bedürfnissen, wie dem Zyklus, organisieren kann. Der große Haken: es sind nicht viele.

Manchmal birgt das Wechselmodell ungeahnte Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Frage, ob sich die Kinderbetreuung an den Zyklus anpassen lasse, die die Influencerin Marie Nasemann neulich aufwarf.

Ich habe in der SZ ausgehend von dieser Frage über fehlende staatliche Entlastungsmechanismen für Sorgearbeit gesprochen, über Herausforderungen von (getrennten) Eltern, die mir in der therapeutischen Praxis begegnen und darüber, warum auch die Menstruation die Notwendigkeit von Sorgearbeit nach sich zieht, wie Sophie Bauer in ihrem frisch erschienenen Buch (LINK) vorschlägt (das im Open Access verfügbar ist). Warum also nicht auch diese Arbeit in Eltern- und Paarbeziehungen ausgleichen?

Und natürlich bedeuten Interviewformate immer Mut zur Lücke: der große Haken am Wechselmodell ist natürlich nicht, dass sich eine ungleiche Mental Load fortschreiben kann, sondern dass es für sehr viele - insbesondere Mütter - ökonomisch große Risiken bedeutet oder gar nicht erst möglich ist. Oder gegen ihren Willen umgesetzt wird. Dass die Kinder oft aus dem Blick institutioneller Interventionen geraten. Dass das Unterhaltssystem dringend überholt werden muss. Dass Eltern in Trennung viel zu wenig Unterstützung bekommen. Dass der Wohnungsmarkt schon für eine gemeinsam bezahlte Wohnung kaum bezahlbaren Wohnraum bietet. Und leider noch so viel mehr. Vielleicht sollte die SZ mal eine ganze Ausgabe der an den Rand gedrängten Sorgearbeit in dieser Gesellschaft widmen.

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